Ich schreibe diesen Beitrag einige Wochen nach meiner Reise aus der Rückschau.
Nachdem ich letztes Jahr im September eine tief erfüllende Zeit mit mir und dem Bulli in Colijnsplaat hatte, war mir klar, solch eine Reise ganz allein, mit viel Natur, offline und mit wenig Ablenkung, möchte ich unbedingt noch einmal machen. Ich hatte in meinen wenigen Tagen in den Niederlanden inneren Frieden in einer Tiefe und Erfülltheit erlebt wie nie zuvor in meinem Leben. Im darauf folgenden Alltag, blitzte er zwar hin und wieder durch, dieser Frieden, doch schien es, als hätte ich ihn weitestgehend wieder verloren – und so war mir klar: ich fahre im nächsten Jahr wieder los.
Kurz nach meinem Geburtstag habe ich dann von Sardinien aus meine zweite Reise gebucht, für Juni und wieder nach Colijnsplaat. Und wenig später habe dann entdeckt, dass ich für Roadsurfer im März einen Bulli von München nach Wien überführen könnte. Am 18.3. habe ich also einen grau-blauen Bulli in München abgeholt und bin am Tag darauf damit in Richtung Klosterneuburg bei Wien losgefahren. Eine Woche hatte ich Zeit, um das Auto nach Wien zu bringen. Mit den ganzen Dingen rund ums Campen wie Stellplätze, Einparken etc. fühle ich mich immer noch sehr unsicher und da ich den Campingplatz in Klosterneuburg schon kannte, beschloss ich, einfach dort die Woche zu verbringen. Von Sonntag bis Donnerstag allein und bis Samstag würde dann Ralf mit unserem Auto dazukommen. Der weitere Plan war, Samstag das Auto in Wien abzugeben und dann noch zwei gemütliche Hoteltage in Bratislava anzuhängen, bevor wir am 27.3. wieder heimfahren würden.

Am frühen Nachmittag des 19.3. bin ich in Klosterneuburg angekommen. Kaum was los – ganz wunderbar. Ich habe mir einen schönen Stellplatz ausgesucht und war bereit, in meine innere Welt und die Natur abzutauchen.

Und irgendwie kam es dann anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Das Leben konnte es mir einfach nicht recht machen: Es war sehr kühl und grau – zugegebenermaßen keine große Überraschung im März – und gar nicht gemütlich. Privatsphäre gleich null, das Klo (gefühlt) sehr weit weg, der Campingplatz deutlich weniger charmant, als ich ihn in Erinnerung hatte. Viel Eisenbahnlärm, hätte ich wissen müssen. Ich stellte fest, dass ich sehr verwöhnt von den unheimlich schönen, großen und mit Hecken umgebenen Einzelstellplätzen mit eigenem Bad in Colijnsplaat war. Ich glaube, all meine inneren Nörgeleien waren aber mehr der Ausdruck dessen, was mich leider auch die weiteren Tage begleitet hat: viel innere Unruhe, kreisende Gedanken, Genervtheit von mir selber und nicht ein Hauch von innerem Frieden. Meine Erwartungen waren riesig und es wäre sicher viel besser gewesen, keine zu haben.
Bis Dienstag früh bin ich in Klosterneuburg geblieben und habe dann recht spontan beschlossen, noch einmal loszuziehen und mir einen kleinen Campingplatz irgendwo in der Natur zu suchen. Nach einiger Recherche – ich war also nicht komplett offline – bin ich dann fündig geworden und losgefahren: zum Ötscherland-Campingplatz in Lunz am See.


Auf dem Ötscherland-Campingplatz war kaum Betrieb, insbesondere unten am Flüsschen. Jede Menge Platz hatte ich für mich, Natur pur, wenig Straßenlärm, immerhin ein wenig Sonne, meinen Bulli, eine Hängematte – so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Es half jedoch alles nichts, der innere Frieden, er versteckte sich hartnäckig vor mir. Ich war frustriert, traurig und enttäuscht und es zeigte sich mir wieder einmal, dass wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist, sondern wie wir im jeweiligen Moment gestimmt sind.








Ich habe viele schöne Momente erlebt – nur halt eben ohne inneren Frieden: gemütliche Augenblicke in der Hängematte, Kochen im Freien, kuscheliges Schlafen im Bulli, eine Wanderung zum See und teilweise um ihn herum, erste Blümchen, stimmungsvolle Sonnenuntergänge, sternklare Nächte.
Der allerschönste Moment jedoch war der, als Ralf auf den Campingplatz einbog, da ist mir das Herz so richtig vor Freude und Liebe übergelaufen. Und plötzlich war alles gut.